Letzter Flohmarkt mit Dieter Endres
31. Oktober 2017 | Von Daniel Mohr | Kategorie: FlohmarktSamstag, den 4. November ist es soweit. Dieter Endres organisiert zum letzten mal den Geisweider Flohmarkt. Nach 39 Jahren erfolgreicher Arbeit übergibt er die Leitung an seinen Nachfolger Mario Görög. Ich möchte „neue Schwerpunkte setzen“ meinte Dieter Endres, schließlich habe ich mittlerweile 8 Enkelkinder, mit denen ich gerne meine Zeit verbringe. Außerdem möchte ich mich sportlich weiterhin fit halten, und die gewonnene Freizeit auch für zusätzliche Reisen nutzen. Nur zwei mal in den letzten 39 Jahren fand der Geisweider Flohmarkt krankheitsbedingt ohne den Cheforganisator statt.
Schon vor der Ära Dieter Endres hatte der Geisweider Flohmarkt Bestand. Beim ersten Flohmarkt am 7. Juni 1969 auf dem Geisweider Marktplatz boten einige Geisweider Einzelhändler Ware, welche von Düsseldorf nach Geisweid geholt, angeboten und verkauft wurde an, der Rest wurde Montags wieder nach Düsseldorf zurückgebracht.
Zu Anfang wurde der Flohmarkt von einem riesigen Rahmenprogramm begleitet. So fanden unter anderem große Gesangswettbewerbe mit bekannten Stars der damaligen Zeit statt. Frank Farian, Marianne Rosenberg und viele andere mehr wetteiferten mit heimischen Amateuren um die Wette.
Maximal zwei Flohmärkte wurden pro Jahr veranstaltet. Schon bald zog man um, vom Marktplatz ging es in die schmucke, neugeschaffene Fußgängerzone.
Als Ordner fungierten zu dieser Zeit Norwin Zöller und zwei Helfer. Um mehr Ordnung und Flair in die Veranstaltung zu bekommen, suchte die Werbegemeinschaft Geisweid einen Organisator, welcher die Märkte professionell aufziehen konnte. Schnell wurde man fündig. Dieter Endres, durch seine Verkaufsleitertätigkeit bei Coca-Cola im Siegerland bestens bekannt, konnte für die Werbegemeinschaft gewonnen werden. Ab 1979 übernahm Dieter Endres dann die Verantwortung für diese Veranstaltung. Das Hauptziel des neuen Verantwortlichen bestand nun darin, alle Händler mit Neuware vom Markt fernzuhalten. Dies lies sich natürlich nicht von heute auf morgen bewerkstelligen. Die Propagandisten, Blumenverkäufer, Werkzeug- und Sockenhändler waren der Meinung, dass sie den Markt mit aufgebaut hätten und nun das Gewohnheitsrecht besäßen.
Doch nach und nach gelang es Dieter Endres, den Markt ohne diese Händler und in seiner ursprünglichen Form, mit Hobbytrödlern und Kindern zu gestalten.
Durch die neue Werbestrategie, d.h. Spannbänder, großflächige Plakatanschläge, Anzeigen in allen hiesigen Tageszeitungen und überregionalen Trödelmagazinen, wurde die Teilnehmer- und Besucherzahl immer größer. Dies hatte schließlich zur Folge, dass einige Einzelhändler über Umsatzeinbußen klagten, da Ladeneingänge teilweise versperrt und die Parkplätze in Zentrumsnähe an den Samstagen durch Händler blockiert waren. Obwohl das Ordnungspersonal auf mittlerweile sieben Personen angewachsen war, konnte der Händleransturm kaum noch bewältigt werden.
Im April 1984 wurde dann der 1. Versuch unternommen, den Markt unter die HTS zu verlegen. Von der Einmündung Stahlwerkstrasse bis hinter die Kath. Kirche in Weidenau erfolgte der Aufbau der Stände.
Nun wurden Stimmen der Einzelhändler laut, welche der Meinung waren, der Markt wäre zu weit außerhalb von Geisweid. Im Mai fand der nächste Versuch unter der HTS statt. Allerdings nicht auf dem ersten Gelände, sondern zwischen Stahlwerk- und Bahnstrasse – also genau gegenüber des Einkaufszentrums. Nun allerdings legte die Stadt Siegen ihr Veto ein. Kinder und Erwachsene überquerten ständig die vielbefahrene vierspurige Bundesstrasse, sodass niemand mehr für die Sicherheit der Händler und Besucher garantieren konnte. Also kehrte der Flohmarkt ins Zentrum zurück. Nach einem Versuch unter Einbeziehung des Parkdecks, fand die Veranstaltung ab Juli wieder dort statt, von wo sie eigentlich gekommen war, nämlich rund ums Rathaus, Rijnsburgerstrasse und Fußgängerzone Rathausstrasse.
Das Ordnungspersonal wurde auf den heutigen Stand von 10 Personen erhöht.
Mit zusätzlichen Maßnahmen gelang es nun endlich, den Flohmarkt ordentlich in den Griff zu bekommen.
Allerdings nahm die Zahl der Teilnehmer dermaßen zu, dass die Sicherheit im Einkaufszentrum nicht mehr gegeben war. Bereits nachts um 1.00 Uhr reisten die ersten Händler an, um auf jeden Fall einen Standplatz zu bekommen. Dies war natürlich mit allerlei Lärmbelästigung verbunden, so dass die Anwohner immer stärker gegen den Flohmarkt protestierten. Es gab also nur noch zwei Möglichkeiten: den Flohmarkt unter die HTS verlegen oder ganz abschaffen. Glücklicherweise entschied man sich nach vielem Hin und Her für die erste Variante. Stadt Siegen, Thyssen-Krupp, Werbegemeinschaft Geisweid und das Organisationsteam setzten sich zusammen und es wurde eine sehr gute Lösung gefunden. Im April 1995 zog der Geisweider Flohmarkt entgültig unter die HTS um. Heute kann sich die Werbegemeinschaft glücklich schätzen, diesen Schritt getan zu haben, denn mit der Installation von Stromkästen, zusätzlichen Halteverbotsschildern entlang der Bundesstraße und letztendlich einem Toilettencontainer hat der Markt mittlerweile ein Niveau erreicht, welches in weitem Umkreis seinesgleichen sucht.
Dies wurde nicht zuletzt durch die Auszeichnung im Mai des Jahres 1995 dokumentiert, als eines der größten Trödel – und Raritätenmagazine Deutschlands, die Nostalgie Revue, den Geisweider Flohmarkt zum schönsten Flohmarkt Deutschlands kürte. Auch der durch viele Presseauftritte deutschlandweit bekannte Trödelking nahm 2014 am Flohmarkt teil.
Nur durch die gute Zusammenarbeit zwischen der Werbegemeinschaft Geisweid mit Ihrem Organisator Dieter Endres (seit nunmehr 39 Jahren) und der Stadt Siegen war und ist es überhaupt möglich, dass ein Markt in dieser Größenordnung stattfinden kann. Genannt werden muss in diesem Zusammenhang Jürgen Benner, seinerzeit Leiter des Ordnungsamtes Siegen. Nach Aussage von Dieter Endres würde es den Geisweider Flohmarkt in der heutigen Form niemals geben, hätte sich Jürgen Benner nicht so für diese Veranstaltung eingesetzt! Ein großer Dank geht natürlich auch an das Straßenverkehrsamt, den Bauhof in Weidenau, sowie dem DRK Siegerland Nord, welche dem Geisweider Flohmarkt immer wohlwollend gegenüberstanden und zum großen Erfolg beigetragen haben.
Doch jetzt ist für Dieter Endres mit dem Flohmarkt Schluss. Allerdings hat er alles dafür getan, dass es auch in Zukunft so weitergeht wie bisher. Weder beim Flohmarkt, noch beim Bürgerfest wird sich etwas verändern, denn das bestens eingespielte Ordnerteam wird dem neuen Verantwortlichen, Mario Görög, komplett erhalten bleiben. Dem Vorstand der Werbegemeinschaft (seit 1994 ununterbrochen 2. Vorsitzender) wird Dieter Endres weiterhin angehören.